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Alles nur eine Phase?

Wer kennts? Das Kind, welches seit der Eingewöhnungsphase bisher immer ohne Probleme in der Spielgruppe blieb, alleine selbstverständlich, will plötzlich nicht mehr. Es schreit schon Zuhause, weigert sich ins Auto zu steigen oder erklärt kategorisch, es bleibe heute nicht alleine in der Spielgruppe!

Was tun? Was soll das? Was stimmt nicht? Warum jetzt? Was ist passiert?

Viele Fragen gehen den Eltern dabei durch den Kopf.

Ich kann euch erklären, was passierte, dem Kind kamen die eigene Entwicklung und die der Gruppe in den Weg.

Fangen wir ganz von vorne an: Am Anfang, wenn die Kinder in die Spielgruppe kommen, kennen sie meist niemanden, nicht einmal die anderen Kinder. Es dauert eine Weile, bis das Kind eine Beziehung zu den Pädagoginnen knüpfen konnte. Es dauert auch, bis das Kind Vertrauen in sich selbst findet. (Wie lange diese Phase für das einzelne Kind dauert, können wir schlecht voraus sagen, darum legen wir grossen Wert auf individuelle Ablösungen!)

Wenn diese erste Phase vorüber ist, wird es (noch) nicht besser. Jetzt geht es darum, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Dies geschieht meist nicht ohne Handgemenge. Streiten gehört in diese Phase wie das Amen ans Ende des Gebets.

Es ist eine zähe Zeit, Regeln und Normen müssen gelernt werden, die Reaktionen der Pädagoginnen und der anderen Kinder getestet und auch herausgefunden werden, wer wie tickt.

Ist der Platz endlich gefunden und die Ablösung geschafft ist ungefähr Weihnachten. So lange oder auch länger können diese ersten beiden Phasen dauern.

Nach der ersten strengen Zeit für die Kinder, kehrt endlich etwas Ruhe in der Gruppe ein - ausser es kommt jemand Neues hinzu - Tja dann - dann fangen wir wieder von vorne an.

Die Kinder haben sich gefunden und können endlich miteinander spielen, es entstehen erste Freundschaften. Diese Verbindungen sind jedoch noch sehr brüchig, da langt es, wenn der Freund dasselbe Auto will.

Auch diese Phase geht vorbei. Die Freundschaften werden tiefer, manchmal gibt es in den Präferenzen noch eine Änderung, meistens jedoch finden sich diejenigen Kinder zusammen mit den ähnlichen Spielvorlieben. Nun sind die Kinder auch bereit einmal zugunsten eines anderen Kindes zurückzustehen und jemandem den Vortritt zu lassen. Oder sie können gemeinsam an etwas arbeiten und spielen, zum Beispiel eine Kugelbahn aus grossen Kartonröhren als Gruppenprojekt. Das wäre am Anfang der Spielgruppe undenkbar, die Kinder wären grausam überfordert.

Und dann, wie gemein, kommt die letzte Phase einer Gruppe und schlägt erbarmungslos zu. Die Abschiedsphase.
In dieser Phase wird plötzlich vom Kindergarten gesprochen oder davon, dass das Kind im Sommer in eine andere Kindergruppe kommt, ein grosses Spielgruppenkind wird, etc. Dann ganz plötzlich schleicht sich eine leise Wehmut in die Gruppe, die Kinder spüren, wenn sich Veränderungen anbahnen. Sie sind wie Seismografen und reagieren blitzschnell. Nicht alle Kinder. Manche stecken Veränderungen problemlos weg. Andere möchten, dass sich bitte jetzt wo es doch so schön ist, nichts ändern soll. Diese Kinder reagieren und agieren wie ganz zu Beginn der Spielgruppe, sie sind unsicher, stellen die Beziehung infrage, suchen und finden Streit, stellen Regeln und Normen infrage, testen die Pädagoginnen und die Eltern - sprich, sie verhalten sich nicht mehr wie bisher.

Was hilft?

Gelassenheit und Ruhe im Umgang mit dem Kind.
Bitte liebe Eltern, lasst euch nicht »stressen«, wir Pädagoginnen haben für diese Phase vollstes Verständnis. Und denkt bitte daran, euer Kind macht dies nicht um euch oder uns zu ärgern! Bringt Zeit mit, begleitet euer Kind, bis es wieder Sicherheit und Selbstvertrauen gefasst hat, dass es diese letzte Gruppenphase packen wird.

 

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